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wenn‘s bummst und kracht

nimm Super-8
















Von einer eigenen Super-8-Kamera träumte ich schon früh, als im Fernsehen die Sendereihe »Film als Hobby« lief.

Doch erst mit 18 konnte ich mir die erste Kamera leisten.


















Leider war Super-8 kein richtiges billiges Hobby. Eine Filmkasette mit 15 Metern Film reichte maximal für rund 3 Minuten, wovon nach Schnitt höchstens die Häfte übrigblieb. Um einen halbwegs langen Film zu drehen mußte man also 12 bis 15 Rollen kaufen. Je nach Bezugsquelle kostete eine Rolle zwischen 12 – 18 D-Mark. Damit kostete ein Film mindestens 150 D-Mark. Dafür bekam man schon eine recht brauchbare Stereoanlage oder drei gute Jeanshosen. Dabei sind die Kosten für Batterien und Beleuchtung nicht mit eingerechnet. Auch die recht teuren Filmklebestreifen erhöhten die Produktionskosten. Wenn man jetzt noch Porto und Fahrtkosten bedenkt kamen so pro Film locker 300 D-Mark Kosten zustande.

Foto: Kodak














Um gute Aufnahmen zu machen braucht man noch ein Stativ, was bitteschön nicht wackelt. Auch hier mußte man etwas tiefer in die Tasche greifen. Neben einem Projektor benötigt der Filmfreund auch einen Filmbetrachter, damit der Film geschnitten werden kann.

Der Filmbetrachter ist eine Art Projektor im Handbetrieb. An einer Stelle sitzt eine recht schwache Lampe. Schwach, damit diese nicht den Film verbrennt (LED gab es damals noch nicht). Die Lampe durchleuchtet den Film, über einen Spiegel wird dieser auch eine Fresnelscheibe gelenkt, was ein meist etwas lichtschwaches Bild ergab. Ein Hebel diente zum Markieren. Er stanzte einen Punkt in den Filmstreifen, trotzdem war es recht mühsam insbesondere dunkle Szenen damit zu schneiden.














Schließlich wurde noch Klebemittel benötigt. Das sind in der Regel kleine Klebefilmplättchen mit Perforation und eine Klebepresse. Alongen, also das Zeug was vor dem eigentlichen Filmband saß, lieferte in der Regel das Kopierwerk mit. Das war das Praktische. Die Entwicklung der Filmrolle wurde beim Kauf gleich mitbezahlt. Wer Glück hatte, wie z. B. in Berlin (West) konnte seine Filmspulen abgeben und auch wieder abholen, das sparte etwas Zeit. Doch auch im günstigsten Fall bekam man seine Filmschätze erst nach 3 Tagen zurück. Dann begann die eigentliche Zitterpartie, das erste Anschauen des gedrehten Materials.

(Es war kein Foto vom Agfa Kopierservice Binder aufzutreiben, aber in einem Film gab es eine Szene wo ich das Kopierwerk verließ. Danke an das Team von Biwalo TV für dieses Foto.)



Über der Tür steht das Wort »Umkehrdienst« und macher wird sich fragen was das wohl bedeutet - ganz einfach beim Entwicklungsprozess wird aus dem Negativ ein Positiv.











Heutzutage denkt niemand mehr daran, aber damals mußte jede Einstellung neu scharf gestellt werden. Draußen, wenn die Sonne schien war, das meist nicht so tragisch wenn man da nicht präzise war, doch drinnen war mit jedem Umstellen der Kamera eine exakte Entfernungsmessung notwendig.

Die Nizzo habe ich für 499.- DM gebraucht gekauft und sie war stets mein bester Reisebegleiter.












Dann noch eine Sache. Die Schraube oder der Hebel. In der Profi-Filmtechnik gab es Tageslichtfilme und für Kunstlicht geeignete Filme. Bei Super-8 nur Kunstlichtfilme. Um diese auch draußen nutzen zu können hatten alle Kameras einen besonderen Filter. Doch wer nicht aufpasste hatte drinnen den Filter eingeschaltet und bekam gelbstichige Aufnahmen.











Noch ein Problem hatte Super-8. Die übliche Geschwindigkeit waren 18 Bilder pro Sekunde, das erzeugt einen ganz leicht ruckligen Lauf des Filmbandes und kein einziges Bild ist wirklich tiefenscharf.

Das ist ein extremes Manko, will man diese Filme auf Video kopieren oder gar als Fernsehprogramm nutzen. Es gibt in Deutschland mehrere Firmen, die dafür spezielle Abtastgeräte verwenden. Das Ergebnis ist großartig, aber dafür muß man recht tief in die Tasche greifen. Wer viel Zeit und Nerven, sowie eine wirklich gute Videokamera hat kann versuchen die Projektion abzufilmen, dazu muß man so lange probieren bis es nicht mehr flimmert.











Trotzdem sind die Super-8- Filme die wir bis 1997 gedreht haben so charming, daß ich die digitalisieren ließ, am Computer schärfte und nachschnitt, ihnen neue Titel verpasste. All diese Filme wurden im Fernsehen auf dem Mischkanal der Einzelanbieter in Berlin, dem sog. Spreekanal gesendet, und hatten sofort Fans.













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