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Mit Raumgleiter und Rakete















Es war wohl in der 8. Klasse, als wir eine Unterrichtseinheit mit dem Titel »Ugly Brutes« für den Englischunterricht erhielten: Überall in London landeten Raumschiffe mit schwammartigen Wesen und versetzten Politik und Army in höchste Aufregung...

Ein paar Jahre später nahm ich diese Vorlage für ein Hörspiel. Allerdings änderte ich den Schluß. Die Schwiegermutter von unserem Protagonisten vertreibt die Außerirdischen mit ihrem Schirm. Ungefähr zur gleichen Zeit sah ich den Film „Lautlos im Weltraum“ mit Bruce Dern. - Damit war aber mein Bedürfnis an »Weltraum« gesättigt, doch dann waren nach Rettung der Tonboutique 10 Prodktionsnummern frei geworden. Was sollte da hin. Ich hatte doch schon alles einmal zu einem Hörspiel verarbeitet.










der graue Planet





Genau an diesem Tag gab es eine interessante Meldung. Astronomen hatten einen Planeten entdeckt auf dem sie Leben vermuteten. Auf dem einzigen Foto sah der Planet grau aus. Und das brachte mich zu der verrückten Idee, zu der Sendereihe »Der graue Planet«.









wir essen Leila mit Lindus




Dabei hatte ich auch die Idee Vorlesesoftware einzusetzen, sodass eine männliche, rein vom Computer erzeugte Stimme und eine weibliche miteiander sprechen können. Letztlich besetzte ich so vier Rollen. - Es ist schon interessant Schöpfer zu spielen. Völker zu erschaffen und sich allerlei neue Namen auszudenken. Aber das Hauptpropblem sind die sozialen Beziehungen. Wie leben die Leute? Was für eine Politik gibt es dort? ich hatte Befürchtungen hier viel falsch zu machen. Dann kam ich auf einen Gedanken. Der graue Planet, da würden sich doch ein paar Komponenten der DDR anbierten und auch der UdSSR. Einheitspartei, sehr mächtiger Polizeistaat und Mangelwirtschaft. Daraus folgt: Meine Akteure sind keine normale Familie, sondern Figuren, die ihre Nischen gefunden haben. Da ist der zum Lehrer umgeschulte Krankenpfleger, der sich mit dem System arrangiert hat und Urlaub auf der Insel Dintu auf dem Merkon Mond macht und der Leutnant der »K«, der sein eigenes Süppchen kocht, weil er für einen Parteiposten kandidiert.

Das klingt alles nicht gerade witzig, also versuchte ich wenigstens eine verrückte Geschichte zu erzählen. Das geht schon damit los, dass unser Hauptakteur, egal was passiert nicht im Entferntesten davon zu überzeugen ist, dass er sich in einem fremden Universum befindet. Auch konnte ich kleine Gauner aus anderen Serien wieder einsetzen. Diese besteigen heimlich einen Raumgleiter, weil sie auf dem grauen Planeten eine fleischfressende Pflanzen stehlen und zur Erde bringen wollen. Das ist Nonsens pur. Die Pflanze reagiert nämlich heftig auf Dunkelheit. - In einer anderen Episode gibt es drei verschiedene Gruppen, die mit Raumgleitern unterwegs sind, die ihnen nicht gehören. Für die dann folgende Gerichtsverhandlung stand eine ähnliche Szene im Film »Is was Doc?« Pate.









fremde Systeme




Fremde Welten mittels Klängen darzustellen fand ich mühevoll. Einfacher ist es anderes Sozialverhalten als auf der Erde einzubauen, um so die »fremde Welt« darzustellen. In meinen Universen gehören die meisten Wesen einem Geschlecht an und nur wenige Wesen sind befruchtungsfähig. Äußerlich machte ich mir das Leben leicht. Sie sehen Menschen sehr ähnlich, haben aber andere Organe. Eine Durchleuchtung deckt also klar auf, ob es sich um einen Erdling oder einen Einheimischen handelt. Daraus lassen sich natürlich spannende Geschichten entwickeln, vor allem wenn wir etwas Unheimliches dazufügen – die Verwertung. Wer sich nicht ausweisen kann kommt zur Begutachtung. Dort werden seine Organe durchleuchtet. Was die Medizinroboter für brauchbar halten wird entnommen, der Rest wird entsorgt.













Lieber nicht




Wer möchte kann natürlich auch einer wunderbare außerirdische Welt schaffen, in der es allen gut geht. In der Bildung, Ernährung, Staatsgefüge und Geld gut und gerecht funktionieren. Doch ich hätte immer die Angst, daß ich mich dann dorthin wünsche würde. Hier, beim Grauen Planeten war mir immer klar, dort möchte ich keine Sekunde hin. - Überhaupt, ich habe nun so viele Personen geschaffen für die Tonboutique und trotzdem möchte ich keinen davon real erleben. Keiner von ihnen ist so richtig lieb und kuschelig. Wären sie so dann könnte ich von ihnen keine Geschichten erzählen. Sie sind keine verkrachten Existenzen, kommen diesem Bild aber sehr nah. Sie sind selbstsüchtig, selbstverliebt und sie lieben das Geld. - Sie sind das genaue Gegenteil von mir. Aber vielleicht ist das der Grund warum ich nach über 40 Jahren noch gern Hörspiele schreibe.


















© Das Foto auf dieser Seite gehört Ralf-G. Knuth, es steht nicht zur freien Verfügung.










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