schräg und bei den Zuschauern beliebt – Madame Charleen:
Kulturfernsehen - überraschend anders.
Das Motto gab sich Biwalo TV nach über 18 Monaten Sendetätigkeit. In dieser Zeit hatten wir viel gelernt über die Machbarkeit von Konzepten, über die Zuverlässigkeit von ehrenamtlichen Mitarbeitern und über die Gay Community.
Biwalo TV hatte kein Budget Gehälter zu zahlen, daher war das Stammteam recht klein. Doch es gab eine größere Anzahl von Leuten, die gelegentlich mitmachten. Trotzdem konnten wir mindestens zwei Sendetermine im Monat füllen (erster und dritter Samstag im Monat). Programmschwerpunkt war ab 2009 die Berichterstattung von und über das was auf den Bühnen Berlins passierte. Das bedeutete viel Arbeit und Stress bei der Absprache von Terminen und enge Produktionszeiten. (Ursprünglich wollte Biwalo nur Filme zeigen.) Doch das Konzept war bei vielen Zuschauern beliebt, weil hier nicht von oben Kritik geübt wurde, lediglich die Macher kamen zu Wort. Die Ausschnitte sprachen dann für sich und waren folglich etwas llänger. Es ist vielleicht interessant zu wissen, dass wir vielfach die einzigen TV-Journalisten in den Theatern waren. Selbst Aufführungen aus dem Deutschen Theater oder der Komischen Oper kamen nur sporadisch in der Berichterstattung beim RBB Fernsehen bzw. im ZDF vor. Darüber hinaus sendeten wir noch schräge Kurzfilme und hatten teilweise wohl Deutschlands ungewöhnlichste Moderatöse.
Biwalo
TV setzte auf Madame Charleen, die kein Blatt vor den Mund nahm.
Mitunter war es sicherer Madame Charleens Texte zuvor
aufzuschreiben.
Wichtig waren uns auch die von unserem Team gedrehten Reportagen über Menschen in Krisensituationen und Migrationsprobleme.
Biwalo TV war auch - das ist ein blödes Wort – Behindertenfernsehen. Weil das Team auch aus Menschen bestand, die aufgrund von Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt als unvermittelbar galten und nun von Mitteln der Grundsicherung lebten. Hier im Team bewiesen sie sich täglich, daß sie mehr konnten, als ihnen die Gutachter des Jobcenters zutrauten. Das Stammteam waren Schwerbehinderte, die jahrelang vergeblich einen Job und eine sinnvolle Beschäftigung suchten.
Mit sehr sehr viel Mühe und Energie hatte Biwalo TV im Sommer 2009 endlich Medienpartner gefunden, sodaß alle Sendekosten gedeckt waren. Weitere Sponsoren machten es möglich auch Reportagen zu drehen. Sogar eine TV-Serie war geplant, dochDie Sendung »Kino TV« sollte noch weitere Sponsoren bringen, doch die Verhandlungen zogen sich über Jahre hin.
Nicht zuletzt war Biwalo TV »schwules Fernsehen« Sogar das erste schwule Fernsehprogramm was auf einem privatwirtschaftlichen Sender lief. Die bisherigen Projekte gab es ja nur auf den Offenen Kanälen. Erst im Oktober bzw. November 2008 gründeten sich Boum TV und Timm TV, die sich beide als erstes schwules Fernsehen feieren. - Inzwischen sind beide von der Bildfläche verschwunden.
